Ich hab diese Story mal vor Jahren für die Seite meines TT-Chapters verfaßt.
Wenn man sich den Einheitsnamen anders denkt, paßt er aber auch durchaus hierher.




Leutnant Traine Holms war erst 23 Jahre jung und sah jünger aus. Die meisten Menschen hätten ihn zweifelsohne unterschätzt. Holms war eher klein als groß und schmal in den Schultern. Seine drahtigen Muskeln blieben unter dem Arbeitsoverall verborgen. Dazu ka-men helle Haare, eine blasse Haut, klare, blaue Augen und ein schmaler Mund.
Milchgesicht..... dachten viele, wenn sie zum ersten Mal mit ihm zu tun bekamen.
Aber Holms war ein gestandener Mech-Krieger. Und genau deshalb hatte man ihn nebenher auch zur Ausbildung der neuen Rekruten eingeteilt.
Die sechs Männer und Frauen, die dem Bataillon zugeteilt waren, welches diesen Planeten der Illyrischen Pfalz verteidigen sollte, waren aus den Milizen der umliegenden Planeten zusammengesucht worden. Manche waren sogar schon fast so alt, wie der Leutnant.
Und manch alter Feldwebel hätte verächtlich die Nase gerümpft, beim Anblick dieser Grün-schnäbel.
Holms tat das nicht. Es war noch nicht lange her, da war auch er so ein Grünschnabel gewe-sen. Er hatte niemanden gehabt, der auch nur auf die Idee gekommen wäre, ihm etwas bei zu bringen. Trotzdem war er ein Mech-Krieger geworden. In jedem dieser jungen Menschen, konnte jemand wie er stecken. Das Potential brauchte nur gefunden und gefördert zu werden.
Und er, Traine Holms, hatte vor das zu tun., zu finden und zu fördern.
Über den Appellplatz kam Leutnant Swanhild Harmsen geschlendert. Die junge Frau zog augenblicklich alle Aufmerksamkeit auf sich, ganz besonders die der jungen männlichen Re-kruten, denn Swanhild Harmsen war eine Augenweide mit ihren langen, schwarzen Haaren, den braunen Augen und einer Figur, de durch die knapp sitzende Uniform noch betont wur-de.
Holms lächelte. Genauso hatte er gestarrt..... beim ersten Mal. Wie viele plötzlich aufkei-menden Träume würden gleich zerstört werden, wenn sie ihn küsste..... Sie waren ein Paar und wollten bald heiraten...., wenn ihnen nicht noch jemand einen Strich durch die Planung machte. Dabei dachte er ganz besonders an die Marianische Hegemonie, die seit einiger Zeit ein Auge auf den relativen Wohlstand der Illyrischen Pfalz geworfen hatte. Sean O´Reilly schien expandieren zu wollen. Immerhin hatte er sich schon die Lothische Liga einverleibt.
Ohne das er es merkte schweiften seine Gedanken ab.........


In der Schule hatte der schmächtige, kleine Junge mit den verträumten Augen und den blon-den Haaren nicht viel zu lachen gehabt. Körperlich war er ein Schwächling, das war die bitte-re Wahrheit. Und damit war er das potentielle Opfer für allerhand böse Streiche.
Freunde hatte er nicht und die Mädchen nahmen schon gar keine Notiz von ihm. Zu Hause sah es auch nicht besser aus. Sein Vater war einer der wichtigsten Kaufleute seiner Heimat-welt und natürlich ständig auf Reisen und selten daheim. Seine Mutter kümmerte sich kaum um ihn und nutzte stattdessen die Abwesenheit des Vaters für zahlreiche Techtelmechtel. Schon zweimal hatte der Junge sie im Bett beim Vögeln mit anderen Kerlen überrascht. Na-türlich hatte sie nichts bemerkt, wie sollte sie auch, wenn gerade 20 Zentimeter Schwanz-fleisch bis zum Anschlag zwischen ihren Schenkeln steckten. So hatte sich der Junge immer leise zurück ziehen können. Er war versucht seinem Vater davon zu erzählen, hatte es aber gelassen, denn irgendwie war der durch seine ständige Abwesenheit mit daran schuld, wenn seine Frau ihre Bedürfnisse anderswo stillte. Wenn sie die Kerle bloß nicht so oft gewechselt hätte.... so war sie wohl doch eine Schlampe.
Vor einigen Monaten war dann auch noch Kenneth, sein älterer Bruder, fortgegangen. Der hatte das Glück gehabt von Thors Armen aufgenommen zu werden, der Söldnereinheit, die zum Schutz der Pfalz verpflichtet worden war.
Der Bedarf an Mech-Kriegern bei den Söldnern war proportional zur Bedrohung gestiegen.
Ursprünglich waren die Clans daran schuld gewesen. Nicht das die Pfalz direkt angegriffen worden wäre. Aber als die frei Republik Rasalhaag von ihnen überrannt wurde, ergoss sich ein breiter Strom von Flüchtlingen in die Pfalz. Das führte zu ernsthaften Problemen bei der Unterbringung und Ernährung hatte aber auch sein Gutes. Viele Hände schafften viel und so waren die Flüchtlinge direkt und indirekt Grund für einen nicht unerheblichen wirtschaftli-chen Aufschwung, der nun wieder die Hegemonie neidische Blicke nach ihnen werfen ließ.
Zwei der Vier Planeten der Pfalz waren inzwischen befestigt worden. Für mehr hatte es trotz allem Aufschwung noch nicht gereicht. Natürlich verstärkten sich die Söldner so gut sie konnten, um der neuen Bedrohung gerecht zu werden. Für Kenneth Holms war deshalb der Traum in Erfüllung gegangen, den viele junge Männer hegten: er war Mech-Krieger gewor-den.
Diesen Weg wollte auch Traine gerne gehen, aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er da wenig Hoffnung.
Immerhin, wenn er im nächsten Jahr 18 werden würde, konnte er vielleicht zur Miliz gehen.
Miliz klang eindrucksvoll. Aber im rechten Licht betrachtet war es eher eine Pfadfindergrup-pe mit Lasergewehren, ein Schwebepanzern und einigen leichten KSR. Egal, wenigstens war es ein Ziel, das man anpeilen konnte.
Traine hatte auch Talente. Es gab keine Technik oder Elektronik, keine Maschine oder Com-puter, die er nicht umbauen, auseinandernehmen oder zusammensetzen bzw. neu programmie-ren konnte. Zuletzt hatte er ein altes Schwebefahrzeug für sich restauriert, mit dem er jetzt in der Wildnis herum kurvte. Traine liebte die Natur. Nicht zuletzt deshalb, weil er dort in der Einsamkeit nicht irgendwelchem Spott ausgesetzt war. Und deshalb hielt er sich dort auch ziemlich oft auf. Schon nach einer Stunde Fahrt erreichte man ein schroffes, abweisendes, ziemlich unzugängliches Gebirge. Hier kannte sich der Junge aus wie in seiner Westentasche.
Jetzt, im Frühling , hatte sich die Landschaft sehr verändert. Das erste, zarte grün brachte Farbtupfer in das braugrau der Felsenlandschaft. Vom Schmelzwasser mitgerissen waren gan-ze Hänge abgerutscht und viele seiner gewohnten Pfade waren so verschwunden. Es war je-doch eine Herausforderung für ihn, neue Wege zu finden und er begann sofort damit. An einer Stelle, an der er schon Dutzende Male vorbei gekommen war, hatte das Wasser eine große Geröllhalde abrutschen lassen. Dafür klaffte eine große Öffnung im massiven Teil des Fel-sens. Traine hatte schon so manche Höhle erkundet. Auch diese würde er sich vornehmen. Nur wurde es gerade dunkel und damit Zeit nach Hause zurück zu kehren. Die Höhle würde eben bis zum Wochenende warten müssen. Außerdem hatte er ohnehin nicht die richtige Aus-rüstung dabei.

Seine Mutter nahm wie gewöhnlich kaum zur Kenntnis, als er ihr mitteilte, dass er am Wo-chenende campen gehen würde. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt einige Dessous zu be-gutachten, die sie während des Tages gekauft hatte, ein sicheres Zeichen, dass sie wieder eine neuen Liebhaber hatte.
Traine packte seinen großen Rucksack und warf ihn zusammen mit einem dicken Schlafsack, einigen Vorräten und Seilen sowie einem starken Handscheinwerfer in seinen Schweber und machte sich in aller Frühe davon.
Das Wetter schien ideal: sonnig aber nicht zu heiß. Er fuhr den Schweber so dicht es ging an die Höhle heran, bereitete sein Lager vor und stieg in die Höhle ein.
Die Felswände im Inneren des Stollens waren merkwürdig glatt, fast wie bearbeitet. Es war trocken. Dabei hätte er zumindest Tropfnässe erwartet. Der Boden war eben, wie planiert. Irgendetwas stimme hier nicht. Die Gänge waren zu gleichmäßig und geradezu gigantisch hoch, dass der starke Strahl seines Scheinwerfers nicht die Decke erreichte. Welche Natur-kräfte mochten diese seltsame Höhe geschaffen haben? Da er nicht wusste, wie stabil die Grotte war, bewegte er sich nur langsam vorwärts. Alle paar Meter hinterließ er mit Wachs-kreide ein Zeichen auf der Höhlenwand in Augenhöhe.
Und dann, er mochte vielleicht 500 Schritte gemacht haben, sah er das Kabel, eine auf die Wand gezogene Stromleitung, deren Ende lose herab hing. Was mochte sich daran befunden haben? Eine Lampe vielleicht? Das Herz schlug dem Jungen bis zum Hals und nur mit Mühe bezwang er den immer mächtiger werdenden Drang sich umzudrehen und davon zu laufen. Er lauschte angestrengt in die Dunkelheit hinein, aber kein Laut war zu vernehmen. Zögernd, mit kleinen Schritten begann er der Leitung zu folgen, die wie mit dem Lineal gezogen knapp über seinem Kopf in die Finsternis hinein führte.
Mit einem Mal wurde sein Lampenstrahl verschluckt ohne ein Ziel zu treffen. Von direkt vor sich über die linke Seite bis fast genau hinter sich war keine Felswand mehr in Reichweite seines Strahlers. Er musste eine große Halle oder so etwas erreicht haben. Eine Minute und länger blieb Traine stehen, weil ihn der Mut zu verlassen drohte. Verrückte Vorstellungen von Geistern, Monstern und Skeletten kreisten in seinem Kopf. Was erwartete ihn hier wohl?
Manchmal war eine zu große Phantasie eben ein Problem. Mit zitternden Knien ging er schließlich weiter, immer an der Wand entlang, dem Kabel folgend, das ihn schließlich zu einem großen, grauen Schaltkasten brachte. Der Kasten war nicht verschlossen und ließ sich mit dem darauf befindlichen Knopfgriff leicht öffnen. Offenbar handelte es sich um den Hauptsicherungskasten, auch wenn es nirgendwo eine Beschriftung gab. Er atmete noch ein-mal tief durch und begann dann einen Schalter nach dem anderen um zu legen. Zunächst ge-schah nichts, aber dann sprang irgendwo in einige Entfernung ein Generator an und einen Moment später überflutete gleißendes Licht die Höhle. Traine senkte rasch den Blick und hielt sich eine Hand über die Augen, bis er sich an die neue Helligkeit gewöhnt hatte.
Der Anblick, der sich ihm dann bot, war für einen Jungen in seinem Alter überwältigend.
Die Höhle hatte die Fläche eines Sportplatzes. Einige dunkle Öffnungen schienen zu Neben-räume zu führen. Die Decke war mindestens 35 Meter hoch und gespickt mit starken Lampen. Zahlloses technisches Gerät, was er auf den ersten Blick nicht identifizieren konnte, stand scheinbar ungeordnet umher. Aber es gehörte zweifelsohne zu den Dingern, die in riesige Plastiksäcke gehüllt, eingemottet in den typischen Halterungen an den Wänden standen. Das mussten Battlemechs sein. Traine hatte keine Zweifel daran. Ihm wurde ganz schwindelig. Träumte er? Wem mochte das alles hier gehören? Wer hatte es wann hier versteckt? Das mute sehr lange her gewesen sein, denn nie hatte er ein Gerücht von geheimen Schätzen in unbe-kannten Höhlen in diesen Bergen gehört.
Endlich rannte er los, um all die Sachen genauer in Augenschein zu nehmen. Die Geräte wa-ren zweifelsfrei dazu gedacht, die konservierten Mechs im Bedarfsfall zu warten. Die genauen Funktionen konnte er zunächst nur vermuten. Später würde er der Sache genauer auf den grund gehen. Schnell wurde aber klar, dass er ein geheimes Depot des vergangenen Sternen-bundes gefunden hatte. Und das bedeutete, dass diese Mechs herrenlos waren und nun ihm gehörten. In den kleineren Nebengrotten befanden sich Ersatzteile und Munition aller Art in großen Mengen. Außerdem fand er zwei bereitstehende Simulatoren zu Ausbildungszwecken. Er kannte solche Dinger. Im Jugendclub, den er gelegentlich besuchte, standen auch welche und waren umlagert von Jungen und Mädchen die davon träumten heldenhafte Mech-Piloten zu werden. Er fand eine technische Gebrauchsanleitung und Trainingsprogramme aller Art und verbrachte Stunden damit, sie zu lesen. Schließlich gelang es ihm die Simulatoren in Be-trieb zu nehmen. Er setzte sich an eine Konsole, stülpte sich den Neurohelm über und startete ein einfaches Programm. Schon nach wenigen Sekunden stellte er fest, dass das Ganze we-sentlich komplizierter war, als die vereinfachten Geräte im Jugendclub. Schon bald gab er es wieder auf. Vorläufig gab es noch andere Dinge zu tun.
Es war eine ebenso langwierige Angelegenheit die sechs Mechs aus ihren Kokons zu befreien.
Vier der sechs Giganten kannte er von Bildern. Da stand ein Wyvern neben einem Thug und ein Bombardier. Die nächsten beiden kannte er nicht aber der letzte war zweifelsohne eine Guillotine. Er wusste später nicht, wie lange er die Maschinen angestarrt hatte, aber es musste eine sehr lange Zeit gewesen sein.
Traine benötigte das ganze Wochenende, um sich einen Überblick zu verschaffen, was die Höhle alles enthielt. Dabei vergaß er völlig zu schlafen oder zu essen. Völlig erschöpft kam er nach Hause. Seine Mutter war natürlich nicht anwesend. Er fiel ins Bett und kam anderntags zu spät zur Schule.
Ganz egal wo er sich aufhielt, in dieser Woche war er überall nur körperlich anwesend. Seine Gedanken wurden on anderen Dingen bewegt. Die Kernfrage dabei war, was er mit seinem Fund tun sollte. Konnte er jemandem davon berichten? Und wenn ja, wem?
Aber einen Freund, dem man alles erzählte, hatte er nicht. Seine Mutter würde es kaum inte-ressieren. Und sein Vater, wenn er mal wieder daheim war, würde die Mechs bloß gewinn-bringend verkaufen und de Preis mit ihm teilen. Dann war er zwar ein reicher junger Mann aber Geld war ohnehin kein wirkliches Problem in der Familie. Nein, es am niemand Fra-ge....außer vielleicht Kenneth........aber der war nicht mehr da! Nein, er würde niemandem etwas verraten. Und er würde lernen diese Kisten zu bedienen. Wie gut, dass es bald Ferien gab.
Traine verbrachte jede freie Minute in der Höhle. Aus dem Net hatte er sich Informationen besorgt, wie man einen Mech aktivierte, wie man ihn wartetet und steuerte. Es gelang ihm auch, die letzten beiden Mechs als Flashman und Lancelot zu identifizieren.
Er ließ die Kampfmaschinen aber dort, wo sie waren und verbrachte Stunde um Stunde in den Simulatoren. Nach und nach gewann ein Gefühl dafür, wie man einen derartigen Giganten steuerte.
Während der Schulzeit verschlang er nebenher Taktikhandbücher und Erlebnisberichte von berühmten Mech-Kriegern. Er lernte soviel, wie er nur konnte, was manchmal zu Lasten sei-ner schulischen Leistungen ging. Wie gut, dass seine Mutter schon wieder einen neuen Ste-cher hatte
Und er lernte, dass schon ein Simulatoreinsatzkörperlich anstrengend war. Er war zu schwächlich, um dem gewachsen zu sein. Es war also unumgängliche seine physische Leis-tungsfähigkeit zu verbessern. So tüftelte er ein anstrengendes Trainingsprogramm aus, das jede Menge Langstreckenläufe und Krafttraining enthielt.
Die üblichen Hänseleien seiner Mitschüler nahm er kaum noch zur Kenntnis. Eines Tages würde er es denen zeigen.
Traine merkte kaum, wie er an Kraft und Kondition gewann, höchstens daran, dass ihn An-strengungen, die ihn vormals erschöpft hatten, kaum noch ins schwitzen brachten. Bezeich-nenderweise war es auch nicht für sich selbst als er seine neue Stärke demonstrierte.
Sein 18 Geburtstag lag schon ein halbes Jahr zurück und man näherte sich mitgossen Schrit-ten dem Schulabschluss. Einige Dinge aber änderten sich nicht. Sven Eriksen hatte immer noch viel Spaß daran seine schwächeren Mitschüler zu tyrannisieren. Und diesmal war ein schmaler , kleinwüchsige Kerl aus einer unteren Klasse das Objekt für seine derben Späße.
Traine hatte aus der Entfernung zugesehen, wie Eriksen den anderen Jungen herumschubste. Und auf einmal stellt er sich die Frage, wie wohl ein Mech-Krieger von Thors Armen auf so etwas reagieren würde. Immerhin war es deren Aufgabe die Schwachen und Wehrlosen zu beschützen. Nein, ein Mech-Krieger würde nicht zusehen. Nun, vielleicht war er noch keiner, aber er dachte wie ein Mech-Krieger. Und so schob er sich durch den Kreis der anderen Zu-schauer nach vorn.
„ Lass es! Lass ihn zufrieden! Er hat dir nichts getan!“ Energisch wie noch wie klang Traines Stimme, obwohl sein Herz heftig klopfte.
Eriksen grinste spöttisch. „ Na gut, dann mache ich eben mit dir weiter!“
Aber das machte er nicht. Nicht mehr an diesem Tag und an keinem anderen. Als er versuchte Traine vor die Brust zu stoßen, wurde er von dessen rechten Geraden von den Füßen gerissen.
Traine war selbst überrascht, wie viel Wirkung sein Hieb gehabt hatte. Doch das ließ er sich nicht anmerken.
Mit kühler Stimme fragte er: „ Reicht das, oder willst du mehr?“
Eriksen wischte sich über den blutenden Mund und schüttelte mit schmerzverzogenem Ge-sicht den Kopf.
„ Na, da bin ich aber beruhigt! Ganz im Gegensatz zu dir macht es mir nämlich keinen Spaß schwächere zu quälen!“ Nach diesen Worten wandte er sich ab und ging, eine Menge Über-raschter hinter sich lassend.

Es kam der Tag an dem es Traine nicht mehr reichte im, Simulator zu sitzen. So nahm er sich vor einen der Mechs zu aktivieren, um innerhalb der Höhle ein paar Schritte zu machen. Es stellte sich als nicht so schwierig heraus, die Sicherheitskonfigurationen zu überbrücken. Schwerer war da schon die Qual der Wahl. Für welchen der sechs Mechs sollte er sich ent-scheiden? Jeder hatte seine taktischen Vorzüge und Nachteile. Wegen ihrer Sprungfähigkeit waren Wyvern und Guillotine sehr beweglich. Aber sicher war es auch noch ohne Sprungdü-sen für einen Anfänger schwer genug so einen Stahlgiganten zu steuern. Der Thug war gut gepanzert und schwer bewaffnet, dafür allerdings etwas behäbig. Die anderen lagen so dazwi-schen. Schließlich entschied sich Traine für den Thug. Langsam war für einen Neuling immer noch schnell genug.
Zur Sprachidentifikation gab er folgenden Satz eines alten Generals einer terranischen Nation ein: Nicht kleckern – klotzen!
Traine fand, dass dieser Spruch sehr gut zu dem massigen, eckigen Thug passte. Tagelang machte er sich mit den Kontrollen im Cockpit vertraut damit auch nichts schief gehen konnte.
Erst, als er jeden Knopf auswendig und im Schlaf finden konnte, war er zufrieden.
Als der Thug mit eine leisen Grummeln des Reaktors zum leben erwachte, fühlte sich Traine unschlagbar.
Irgendwie war es leichter als erwartet, die schwere Maschine die ersten Schritte machen zu lassen. Der Junge hatte erwartet, dass er wie ein Betrunkener schwanken würde. Aber das tat er nicht. Mit sicheren Schritten ging er in der Höhle auf und ab. Auch als er die Geschwindig-keit erhöhte, ergaben sich keine Probleme. War er ein Naturtalent?
Mit einiger Vorsicht steuerte den Thug durch den schmalen Höhlengang in Richtung Aus-gang, um ins Freie zu gelangen. Aber der Ausgang war noch nicht weit genug offen. Für ei-nen Moment war Traine versucht die beiden PPK zu benutzen. Doch er ließ es, weil er nicht sicher sein konnte, dass er nicht das Gegenteil erreichte, wenn er den Eingang frei sprengte.
Sicher war nur, der Höhleneingang musste weiter geöffnet werden. Schweres Baugerät von außen heran zu bringen war nicht möglich und gleichbedeutend mit einer Offenbarung seines Geheimnisses. Traine wendete den Thug auf der Stele und ging zurück in die Höhle. Die Lö-sung des Problems war nicht so schwer, wenn man genau darüber nachdachte.
Der Bombardier hatte zwei kräftige Hände, die bestimmt eine Baggerschaufel ersetzen konn-ten.
Er stellte den Thug ab und stieg in den Bombardier um.
„ Ich bin der lange Arm des Gesetzes“, gab er in Anspielung auf die LSR-Bewaffnung dieses Mechs ein. Auch der Bombardier ließ sich leicht steuern und Traine begann mit ein paar Tro-ckenübungen. Herunterbeugen. In die Knie gehen. Faust ballen. Zugreifen. Die Beweglichkeit des Mechs war zufriedenstellend. Traine stapfte mit dem Bombardier zum Ausgang und be-gann langsam damit das Geröll und die größeren Felsbrocken zur Seite zu räumen. Obwohl er einiges Geschick bewies dauerte die Arbeit den halben Tag. Danach war es zu spät, um och einen Spaziergang zu machen.. Traine stellte den Mech ab und kehrte nach Hause zurück. Bis zum Wochenende würde er sich gedulden müssen.

Das er sich nicht wie seine Klassenkameraden an seinem 19. Geburtstag zur Miliz meldete, wunderte niemanden. Nur sein Vater, der mal kurz für ein paar Tage zu Hause war, machte einen halbherzigen Versuch, ihn zu überreden. Hätte der gewusst.....
Mit seinem Thug hätte er die gesamte Miliz in ein paar Minuten ausradieren können.
Inzwischen war er in der Lage den Mech auch außerhalb der Höhle in den engen Schluchten problemlos zu bewegen. An einer ganz abgelegenen Stelle hatte er die beiden PPK getestet und auch zwei oder drei Salven KSR verfeuert, um sich mit der Zielerfassung und den Waffen vertraut zu machen. Und auch wenn es ihm an einem echten Vergleich fehlte, fühlte er sich so langsam kampfbereit. Immerhin konnte er im Simulator auch die schwereren Programme an-laufen lassen, ohne gleich zu Anfang massakriert zu werden.

Traine beendete die Schule und studierte......Informationstechnik und Elektronik. Unweit sei-nes 20. Geburtstages kam er eines Abends nach Hause und traf neben seiner Mutter auch sei-nen Bruder Kenneth an, der sich in Begleitung einer hübschen, blonden, jungen Frau befand.
Sie trugen zivil, aber dennoch nahm Traine sofort dese ganz bestimmte Aura war, wie sie nur Mech-Krieger besaßen.
„ Hallo, Brüderchen.“ Kenneth drückte seinen Bruder an seine Brust.
„ Du bist gewachsen....und kräftiger bist du auch geworden.....Hey, vielleicht wird doch noch ein Mann aus dir.....“
Traine boxte ihn spielerisch auf die Schulter. „ Warts nur ab! Halt schon mal einen Platz in deiner Einheit für mich frei. Ich studiere noch ein bisschen und werde dann auch Mech-Krieger.“
Etwas mitleidig sah Kenneth seinen Bruder an.
„ Lass es lieber! Das ist nichts für dich! Aber ich sollte dir noch jemanden vorstellen!“
Er deutete auf die junge Frau.
„ Das ist Lisha! Lisha ist meine Freundin......und meine Lanzenkameradin.“
Traine reichte Lisha die Hand. „ Nett, dich kennen zu lernen. Kenneth hatte schon immer ei-nen guten Geschmack, was Mädchen anging. Allerdings war keine so hübsch wie du. Na ja, hübsche Mädchen gibt’s hier ohnehin kaum.“
Mit einem Lachen im Gesicht sah sie noch besser aus.
„ Und ich habe mir ganz falsche Vorstellungen von dir gemacht. Ken hat nie erzählt, dass du ein Charmeur bist.“
„ Ken ist schon ziemlich lange weg. Ich habe mich eben ein wenig verändert.“
„ So siehst du aber nicht aus...“, warf Kenneth ein.
„ Tarnung, Bruder, alles Tarnung. Du wirst schon sehen.“

Traine freute sich sehr über den Besuch seines Bruders. Es enttäuschte ihn allerdings, dass dieser kaum Zeit zu haben schien und den Aufenthalt hauptsächlich dazu nutzte, um mit sei-ner Freundin allein zu sein. Wirklich böse sein konnte er ihm deswegen aber nicht.
Eines Abends standen sie zusammen auf der Veranda der heimischen Villa und sahen zum Sternenhimmel auf.
„ Wie geht es dir so?“, wollte Kenneth wissen. „ Ich bin jetzt ein paar Tage hier und meine festgestellt zu haben, dass du immer noch keine Freunde hast.“
„ Manche Dinge ändern sich eben nie“, antwortete Traine mit einem resignierenden Achsel-zucken und einem schiefen Grinsen im Gesicht.
„ Und Mädchen?“
„ Mädchen? Ha, näher als bis auf drei Schritte lässt ich keine ran. Aber auch wenn du es nicht glaubst, mir gefällt auch keine. Wahrscheinlich warte ich auf eine, die so schön ist wie deine Lisha.“
„ Was macht Mutter so? Im Moment schient sie ja ganz umgänglich zu sein!“
„ Vergiss es! Alle drei Monate hat sie einen Neuen! Du kannst fast die Uhr danach stellen. Wenn Vater zu Hause wäre....aber ich wette, der lebt auch nicht wie ein Mönch auf seine Rei-sen.“
„ Wegen all dem bin ich fort gegangen“, sagte Ken leise. „ Ich kann Vater nicht sagen, was Mama so treibt. Und ihrer Hurerei zusehen kann ich auch nicht. Du solltest auch irgendwo anders hingehen. Hier hast du keine Zukunft.“
„ Wo soll ich hin? Selbst die Miliz wird mich nicht nehmen! Ich hab den Ruf ein Schlapp-schwanz zu sein. Und deine Einheit? Glaubst du, die nehmen mich auf?“
Kenneth senkte den Blick und schüttelte den Kopf. „ Wohl eher nicht. Aber warum studierst du nicht woanders? Geld kann nicht das Problem sein. Ich habe ein Blick auf die Konten ge-worfen. Vater schafft mehr ran denn je.“
„ Und? Was gewinne ich dadurch? Da wäre ich ein niemand unter Fremden. Hier lässt man mich wenigstens halbwegs in Ruhe, weil Vater soviel Einfluss hat, dass ihn niemand ernsthaft verärgern will.“
„ Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Willst du bei Vater in die Lehre gehen?“
Traine lächelte versonnen.
„ Mal sehen......In ein paar Monaten....Ich habe so eine Pläne.....aber die sind geheim!“

Tage vergingen und der Urlaub seines Bruder neigte sich dem Ende zu.
Es war ein schöner, sonniger Morgen, als die Sirenen der Stadt den Alarm ausheulten.
Kenneth stürzte sofort um Telefon und rief das Milizhauptquartier an.
„ Was ist passiert? Gibt es ein Großfeuer oder einen Dammbruch?“
Die Antwort, die er erhielt schien ihn sichtlich zu erschrecken.
„ Verdammt!“ Wütend unterbrach er die Verbindung.
„ Was gibt es denn?“ wollte Lisha wissen.
„ Piraten! Piraten sind gelandet! Man hat zwei Lanzen Mechs ausgemacht. Allerdings keine Bodentruppen. Die Einheiten ziehen umher und schießen auf alles, was sich bewegt. Scheint, dass sie auf dem Weg hierher in die Stadt sind.“
„ Piraten ohne Bodenunterstützung? Was macht das für einen Sinn?“ gab Traine zu bedenken.
„ Wer soll die Beute wegschaffen? Oder haben die Rucksäcke für ihre Mechs dabei. Da stimm doch was nicht!“
„ Ist auch egal. Lisha und ich gehen zur Miliz. Die können unsere Hilfe gebrauchen. Immer-hin sind wir umfassend ausgebildete Soldaten. Du versteckst dich mit Mutter...aber nicht in der Stadt.“
„ Den Teufel werde ich“, brauste Traine auf. „ Und ihr werdet nicht zur Miliz gehen. Ihr seit Mech-Krieger und keine Stoppelhopser. Ihr kommt mit mir. Vielleicht können wir etwas tun, was wirklich hilft, anstatt Selbstmord begehen.“
„ Traine, wir können nicht einfach weglaufen......“, sagte Lisha leise.
„ Sollt ihr auch gar nicht! Vertraut mir einfach.....es gibt einen Weg, auf dem wir wirklich etwas tun können. Ken, wie lange werden die Piraten brauchen, bis sie hier sind?“
„ Sechs Stunden, denke ich. Die Miliz bereitet sich auf einen Stadtkampf vor. Das ist der ein-zige Ort, wo sie wirklich eine kleine Chance haben etwas zu erreichen.“
„ Und die Stadt geht dabei drauf.....“, knurrte Traine. Wenn wir uns beeilen, erwischen wir sie noch vor der Stadt.“
„ Und was sollen wir tun? Fußangeln legen?“
„ Hab Vertrauen, Ken! Weißt du, was die anderen aufbieten können?“
„ Man hat eine leichte Lanze mit Locust, Panther, Vulcan und Javelin identifiziert.“
„ Mit denen werden wir fertig! Los, mir nach!“
Widerwillig folgten ihm Ken und Lisha zum Schweber und sie rasten mit Höchstgeschwin-digkeit auf die Berge zu.

Als sie vor der Höhle standen, sagte Traine: „ Was ihr gleich seht, ist mein Geheimnis. Ihr dürft niemandem was verraten.....obwohl es ab heute kein echtes Geheimnis mehr sein wird. Los, beeilen wir uns!“
Sie stürzten vorwärts. Als Kenneth im hellen Licht die Mechs sehen sah, blieb er wie erstarrt stehen und auch Lisha fand keine Worte.
„ Ich nehme an, ihr kommt zurecht“, sagte Traine stolz. „ Der Thug gehört mir und der Bom-bardier ist passwortgesichert. In die anderen braucht ihr bloß einzusteigen.“
„ Du kannst den Thug bedienen?“ fragte Ken ungläubig.
„ Ich kann alle bedienen, denke ich! Immerhin habe ich hier in den letzten beiden Jahre jede freie Minute verbracht , um zu üben. Ob ich’s mit euch aufnehmen kann, werden wir sehen. Jedenfalls habe ich nicht vor hier zu stehen und zuzusehen, wie die Piraten die Stadt abreißen. Und zu dritt werden wir mit den leichten Einheiten allemal fertig.“
Einen Moment wollte Kenneth Einwände erheben, aber dann verkniff er sich das. Die Zeit drängte zu sehr.


Dick Raines führte die leichte Piratenlanze, die sich auf die Stadt zu bewegte.
Zumindest sollte man denken, es wären Piraten. In Wirklichkeit waren es aber herunterge-kommene Söldner der übelsten Sorte, deren Moralvorstellungen nicht über Plündern und ähn-liches hinausgingen, die für diesen Überfall angeheuert worden waren.
Sean O’Reilly wollte mit ihnen die Verteidigungsbereitschaft und Reaktionszeiten von Thors Armen testen. Spione hatten in monatelanger Arbeit ermittelt, dass der Planet bis auf eine kümmerliche Miliz praktisch ohne Verteidigung war. Also das ideale Objekt für einen Test.
Und tatsächlich war die Scoutlanze bisher auf keinerlei Widerstand gestoßen. Raines lachte innerlich. Er war ein grobschlächtiger Kerl, dem sinnlose Gewalt und Blutvergießen Freude bereiteten. Viel Beute gab es ja diesmal nicht zu machen. Darauf war das Unternehmen nicht angelegt. Aber sicher gab es in der Stadt ein paar Mädchen, die man beglücken konn-te......notfalls auch gegen ihren Willen.
Thorsvald, ein ebensolcher Primitivling, saß im führenden Mech, dem Locust, der auch der Schnellste in dieser Truppe war.
„ Dick, ich bekomme hier die verdammte Anzeige eines aktvierten Mechs. Aber das kann doch nicht sein! Die Spione haben doch gesagt, dass es hier so was nicht gibt. Und soweit wir wissen, sind auch kürzlich keine Truppen hierher verlegt worden.“
„ Dann ist das eben ein Bluff der Miliz! Kannst du das Signal identifizieren?“
„ Negativ! Die Signatur ist mir unbekannt! Außerdem, so schätze ich, kocht das Ding auf Sparflamme.“
„ Dann lauf los und sieh nach. Wir ziehen weiter. Du holst uns schon wieder ein!“
Thorsvald beschleunigte und verließ die Linie. Der Auftrag gefiel ihm. Es war wesentlich angenehmer auf eigene Faust durch die Gegend zu streifen, als im Gänsemarsch umher zu ziehen. Rasch waren seine Kumpane aus der Sicht verschwunden. Das Gelände war hügelig und leicht bewaldet, nicht so sehr, dass es ihn ernsthaft behindert hätte. Und das Signal kam aus Richtung der Berge.

„ Sie schicken einen zum nachschauen“, sagte Kenneth leise über einen abgeschirmten Kanal.
„ Wie erwartet, würde ich sagen. Sie halten die Anzeige auf ihren Displays für einen Fake! Viel Spaß, Süße!“
Es war Lishas Mech, der den Piraten anlockte. Sie hatte den Flashman gewählt, eine 75 Ton-nen Kampfmaschine mit einer Bewaffnung aus schweren und mittleren Lasern. Wenn der verrückte Pirat so weiter machte, lief er seinem Tod direkt in die Arme.
Thorsvald pfiff ein munteres Liedchen, als er durch die letzten Bäume brach. Jetzt noch um diese Felsnase dort vorn und er hatte sein Ziel erreicht.
Er umrundete die Felsen und stand mit einem Mal unmittelbar vor einem Mech, der bestimmt dreimal so gewaltig war, wie sein eigener. Er kannte diesen Mech, aber nur von Bildern und aus alten Erzählungen. Das da war ein Flashman und er hatte die Arme bereits zum Schuss gehoben. In diesem Moment schwoll die Energiesignatur der riesigen Maschine auch schon an und dann brach es über den Locust herein.
Lisha hatte nicht vor, mit dem Piraten zu spielen. Als er in ihr Schussfeld kam, löste sie die drei schweren Laser zusammen aus. Der Locust schien wie gegen eine Wand zu laufen. Wäh-rend ein großer Teil seiner Panzerung auf den Boden tropfte, taumelte er zurück und fiel. Da er so keine große Gefahr darstellte, wartete Lisha, bis die Wärmetauscher ihre Arbeit erledigt hatten und sich die plötzliche Hitze wieder aus dem Cockpit verzogen hatte. Und dann ver-passte sie dem Piratenmech eine breit gefächerte Salve aus allen mittleren Lasern. Was an Panzerung noch an dem Locust vorhanden war, löste sich auf und der Mech, der sich gerade mühsam aufrappelte, wurde erneut auf die Erde geschleudert. Lisha machte der Sache ein Ende. Zwei weitere, glühendheiße Pfeile aus den schweren Lasern bohrten sich in den entpan-zerten Rumpf und rissen den Reaktor auf. Sekunden später war das Drama beendet.
Der entsetzte, wütende Schrei bei Thorsvalds Ende war alles, was an Dick Raines Ohren drang. Das, und die Tatsache, dass der Locust mit einem Schlag völlig vom Display ver-schwand.
„ Verdammt!“ fluchte Raines. „ Das war eine Falle. Wir drehen um, Jungs. Ich fürchte, hier stimmt etwas nicht.“
Er schaltete auf die gesicherte Frequenz von Hauptmann Björn Leversum, dem Kompanie-chef.
„ Sir, ich fürchte, wir haben Thorsvald verloren!“
„ Was ist geschehen?“
„ Ich habe ich auf ein unbekanntes Signal eines Mechs angesetzt. Wir hielten das ganze für eine Ablenkung, ein falsches Signal und ich habe ihn zum Aufklären losgeschickt. Mit einem Mal war er weg. Er ist vom Schirm verschwunden und reagiert nicht, wenn ich ihn rufe. Ich schätze, die Miliz ist hier pfiffiger, als einige Leute annahmen.!“
„ Scheiße, Raines! Sie lokalisieren und beseitigen das Problem so schnell es geht, verstanden! Wenn sie den Locust genauer untersuchen, werden sie zwangsläufig feststellen, dass wir kei-ne Piraten sind. Also los! Die Stadt überlassen sie uns!“
„ Aye, Sir! Wir sind schon auf dem Weg!“
Raines schlug mit dem Rest der Lanze das größtmögliche Tempo an. Sie kamen gut voran und vor allem deshalb hatte Raines ein ungutes Gefühl im Bauch.“
Die Energiesignatur des Zieles war deutlich stärker geworden und entfernte sich langsam von seiner ursprünglichen Position. Der Feind floh offenbar. Aber wer war der Feind? Ein getun-ter Agromech vielleicht? Oder war das Signal künstlich generiert?
Wenn ja, wer auf diesem hinterwäldlerischen Planeten schaffte so was? Raines war noch im-mer nicht bereit an einen Mech zu glauben, zumal ihm die Signatur mehr als fremd vorkam. Demnach musste der Mech beinahe so schwer sein, wie seine gesamte Lanze. Das war doch Irrsinn. So einen Mech hätte man nicht all die Monate vor ihrem Spion verbergen können.
Ihm wurde fast übel, als plötzlich zwei weitere Anzeigen auf seinem Schirm erschienen, von denen eine noch stärker war, als die erste. Hier trieb jemand ein verdammt hinterhältiges Spiel mit ihm.
Er wandte sich noch einmal an seinen Chef. „ Sir, jetzt haben wir schon drei Anzeigen! Und eine davon könnte zu einem Assault gehören.“
„ Unsinn, Raines! Die haben nichts derartiges auf diesem Planeten. Da spielt ihnen einer ei-nen Streich. Machen sie sich nicht in die Hosen!“
Raines ließ die Abstände wischen seinen Mechs vergrößern. Die drei unbekannten Signaturen schienen sich noch immer auf dem Rückzug zu befinden. Vor einer Mauer aus dichtem Wald blieben sie aber dann konstant an einem Fleck. Zögernd kamen sie dann den Piraten wieder entgegen. Kein Wald war für einen schweren Mech ein wirkliches Hindernis! Das konnte ein sicherer Hinweis dafür sein, dass man es nicht wirklich mit echten Kampfmaschinen zu tun hatte. Erleichterung überkam Raines. Man hatte ihn also wirklich nur zu Narren gehalten.
Seine Erleichterung verflog sofort wieder, als die drei Signaturen nun mit hoher Geschwin-digkeit auf ihn zueilten. Großer Gott, was passierte hier? Da sie sich selbst gerade in einer leichten Waldgegend befanden war seine Sicht eingeschränkt. Verdammt, und da kam etwas von oben auf ihn herab. Und auf glühenden Plasmastrahlen senkte sich vor ihm ein Mech auf die Erde, der weitaus größer und gewaltiger war, als sein Panther. Der war so dicht, dass er seine PPK nicht sinnvoll einsetzen konnte. Das Schlimmste aber war das er den Mech kannte, der da so plötzlich vor ihm aufgetaucht war: eine Guillotine, auch Fallbeil genannt, ein Ster-nenbundmech, der seinem Panther mehr als weit überlegen war. Alles, was er im Moment hatte, war ein kümmerlicher Laser, mit dem er den Riesen kaum ankratzen konnte. Die Guil-lotine dagegen war wie gemacht für den Kampf aus nächste Nähe. Der feindliche Pilot gab ihm, was er hatte. Raines sah, das mehrere Laser auf ihn abgefeuert wurden und KSR-Raketen befanden sich gleichermaßen auf dem Weg zu ihm. Er versuchte auszuweichen, was aber nur halb gelang. Ein paar Raketen und ein Laserblitz zischen dicht an seinem Panther vorbei. Der Rest aber traf. Nein, ein tödlicher Treffer war nicht dabei, aber Raines tat sich schwer unter dem Ansturm der Treffer mit seinem Mech auf den Beinen zu bleiben. Er schwankte noch, als er schon die nächste Salve bekam, die seine Kampfmaschine erneut schwer durchschüttelte.
Raines wollte die Sprungdüsen auslösen, um sich aus der Gefahrenzone zu bringen, aber er kam nicht mehr dazu. Die Guillotine stürmte vorwärts und rammte die Schulter in den leich-ten Mech des Piraten. Der Panther wurde nach hinten geworfen und krachte schwer auf den Boden. Das letzte, was Raines sah, war der Fuß der Guillotine, der sich auf sein Cockpit senk-te.
Nachdem Kenneth seinen Gegner erledigt hatte, sah er sich nach Lisha und Traine um.
Lisha hatte sich den Vulcan vorgenommen, der versuchte, sich mit einem weiten Sprung in Sicherheit zu bringen. Lisha war jedoch eine gute Schützin. Ihre schweren Laser sägten dem Vulcan in der Flugphase ein Bein auf Höhe des Knies ab, und so schlug der Mech bei der Landung schwer zwischen die Bäume, wo er bäuchlings liegen lieb. So bot sich Lisha die schwach gepanzerte Rückseite zum Ziel. Ein solches Geschenk nahm sie gerne an. Eine volle Salve aus allen Lasern machten es zwar für eine Weile ungemütlich warm in ihrem Cockpit, aber der Rückenpanzer hatte ihrem Beschuss nicht mehr entgegenzusetzen als die Butter dem heißen Messer. Viel blieb von dem Vulcan und seinem Piloten nicht übrig, jedenfalls nicht genug für eine Beerdigung.
Der Thug brach wie ein wilder Eber durch den Wald. Er hatte keine Mühe auf den Beinen zu leiben aber er knickte etliche Bäume um, als sich Traine auf den dritten Piraten stürzte.
Allerdings, er war nicht ganz der Schütze, der er gerne gewesen wäre. Ein ums andere Mal verfehlten die PPK ihr Ziel und fällten stattdessen Bäume, die Jahrzehnte gebrauchst hatten, um zu einer stattlichen Größe heran zu wachsen. Immerhin konnte er wenigstens mit den KSR einige Treffer erzielen, die er geradezu wie einen Hagel auf den Javelin niedergehen ließ, auch wenn hier ebenso die Mehrzahl der Flugkörper am Ziel vorbei gingen und den Waldbo-den in eine Landschaft kleiner Krater verwandelten. Der Pilot des Javelin dachte nicht daran, sich auf einen Kampf einzulassen. Seine vier mittleren Laser hatten gegen den Thug kaum eine Chance. Mehr als ein paar Kratzspuren konnte er damit kaum an dem dicken Panzer des Sternenbundmechs hinterlassen. Er wich weiter und weiter zurück, denn er war deutlich schneller als der Assault-Mech. Es war Zufall, nichts anderes, was Traine dazu verhalf, die Javelin zur Strecke zu bringen. Sein Schuss aus der PPK wäre wohl glatt über den Kopf des Piraten hinweg gegangen, wenn dieser nicht gerade in diesem Augenblick die Sprungdüsen gezündet hätte und sich dadurch im Aufsteigen befand. So traf der blaue Energieblitz die Brust der Piratenmaschine. Der im Aufstieg begriffene Mech kippte durch den Einschlag nach hinten weg und die Kraft seiner Sprungdüsen schluderte ihn zwischen die Bäume, wo er schließlich gegen ein ganz besonders dickes Exemplar krachte und liegen blieb. Der Treffer war nicht vernichtend, aber der Pilot war ziemlich benommen von dem unvorhergesehenen Ende seines Sprungdüsenrittes und sekundenlang wie gelähmt.

Im stickig heißen Cockpit verfluchte Traine die Tatsache, dass er nicht mehr hatte das Schies-sen hatte üben können. Schon im Ansatz sah er, dass auch dieser PPK-Schuß über das Ziel hinweggehen würde, als der Javelin seine Sprungdüsen zum Einsatz brachte. Und so bekam er den Treffer mitten in die Brust. Die Javelin wurde nach hinten geworfen und krachte mit noch brennenden Sprungdüsen in die Bäume.
„ Junge, das gibt Kleinholz“, murmelte Traine. Aber er wusste auch, dass dies seine Chance war. Mit Höchstgeschwindigkeit rannte er hinterher, fegte zwei oder drei Bäume mit den Ar-men beiseite und kam zu der Stelle, wo die Javelin gerade dabei war auf die Beine zu kom-men. In diesem Moment bot sie Traine ein halbwegs unbewegtes Ziel. Traine löste alles aus, was ihm in diesem Moment zur Verfügung stand. Beide PPK trafen den Piraten. Die eine traf das linke Bein und nahm fast die ganze Panzerung mit, während der zweite Treffer dem Pira-ten im wahrsten Sinne des Wortes das Genick brach, den sie schlug geradewegs in den Kopf ein, röstete den Piloten und knickte den Rest des Kopfes zur Seite ab. Die Javelin kippte zur Seite wie ein nasser Sack und schlug schwer auf den Boden, von dem sie nicht wieder aufste-hen würde.....oder nur nach umfangreichen Reparaturen.

„ Das war fast zu einfach...“, ließ sich Kenneth Stimme im Funkkreis vernehmen. „ Hat je-mand nennenswerte Schäden oder Verletzungen?“
„ Kann ich nicht mit dienen“, grollte Traine immer noch zornig, ob seiner mangelnden Schießkünste, allerdings ein wenig durch den Erfolg versöhnt.
„ Ich hab nur zuviel KSR-Mun verbraucht. Schätze, die Zeit ist zu knapp, um nachladen zu gehen.“
„ Stimmt, Brüderchen! Wie müssen die Stadt erreichen, bevor die Piraten es tun.“
„ Aber auch nicht zu dicht ran, sonst erschrecken wir die Miliz“, warf Lisha ein. „ Die können ja nicht ahnen, dass wir ihre Verstärkung sind!“
„ Korrekt! Zunächst müssen wir aber erst mal wissen, wo die Kerle stecken!“
„ Warum rufen wir sie nicht einfach“, schlug Traine vor. „ Und dann bestellen wir sie dahin, wo es uns genehm ist. Kann mir nicht vorstellen, dass sie uns ignorieren werden!“
„ Das können wir immer noch machen. Latschen wir erst mal los und bringen uns in die di-rekte Linie zwischen Landeplatz und Stadt. Ich werde mal mit der Miliz Verbindung aufneh-men. Vielleicht wissen die inzwischen mehr.“
Schweigend marschierten die drei Kolosse durch die Landschaft. Traine, der sich am besten auskannte, machte die Spitze.
„ Leute, die Miliz ist doch zu was nütze“, meldete sich Ken nach einer ganzen Weile wieder.
„ Hab den Kommandeur dran gehabt! Der ist wie aus allen Wolken gefallen. Hat auch nicht viele Fragen gestellt. Die Miliz hat Scouts ausgeschickt, die die Brüder nicht unbeobachtet lassen. Also der Feind verfügt über eine weitere Lanze mit Mechs verschiedener Klassen. Da ist ein Whitworth dabei und ein Dragon und ein Quickdraw und ein Charger. Über deren ge-naue Typen ist allerdings nichts bekannt. Der Charger soll jedoch diese schnelle und deshalb nur schwach bewaffnete Variante sein. Unser größtes Problem ist deren Überzahl. Ich glaube nicht, dass wir noch mal einen weglocken können.“
„ Dann lass uns unser Feuer im ersten Moment auf einen konzentrieren. Der Whitworth wird nicht viel verkraften“, schlug Lisha vor.
„ Wird das Beste sein! Traine übernimmt dann den Charger. Wenn der wirklich nur die leich-ten Laser hast, wirst du mit ihm fertig. Ich kümmere mich um den Dragon, der ist nicht sprungfähig und ich sollte ihn deshalb leicht ausmanövrieren können. Dann leibt für Lisha nur noch der Quickdraw. Wir werden sie aber wieder in eine Wald locken, damit solange wie möglich für die Piraten unklar bleibt, mit wem sie es zu tun haben.“

Björn Leversum brodelte vor Zorn. Er konnte Dick Raines nicht über Funk erreichen, obwohl es keine Anzeichen für eine Störung des Funkverkehrs gab. Hielt der Kerl ein Schläfchen mit seinen Männern?
„ Raines, du verfluchter Hundesohn, melde dich endlich!“ blaffte er wieder einmal ins Kehl-kopfmikro. „ Ich will wissen, wie weit du dein Problem gelöst hast?“
Es knisterte im Funknetz und eine fremde Stimme meldete sich.
„ Ich glaube nicht, dass Raines dir antworten kann, Pirat! Keiner deiner Kumpane kann dich noch hören....es sei denn, du hast einen direkten Draht direkt ins Jenseits!“
Die Stimme lang energisch, selbstsicher und etwas spöttisch und sie schien einem jungen Mann zu gehören.
„ Wer zum Teufel bist du?“ fauchte Leversum.
„ Kenneth Holms, Kommandant-Hauptmann der 4. Pfalz-Guards. Wir haben deine Männer getötet. Und wenn du weiter auf die Stadt marschierst, werden wir auch dich töten.“
„ Du bluffst, Kenneth Holms! Dieser Planet besitzt keinerlei Einheiten, die mit Mechs ausges-tattet sind, die meine Jungs hätten aufhalten können.“
„ Nur weil eure Spione nichts derartigen ermitteln konnten, heißt das nicht, dass es nicht so ist. In ein paar Minuten wirst du uns orten können. Dann ist es jedoch für dich zu spät. Also dreh um und verlas unsere Heimat Dies ist die letzte Warnung, die ich dir zukomme lasse.“
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Leversum gehörtre nicht zu den Männern, die sich von Worten beeindrucken ließen. Unbeirrt setzte er mit seiner Truppe deshalb den Marsch fort.
Nein, er glaubte keineswegs, das sich eine Einheit namens Pfalz-Guards auf dem Planeten befand. Eine solch Truppe gab es nämlich nicht....weder hier noch auf einem anderen Plane-ten der Illyrischen Pfalz. Allerdings ging er nun davon aus, dass seine Scouts irgendwie ü-berwältigt worden waren. Nur, was er hier hatte, waren keine leichten Mechs. Der Charger wog 80 Tonnen und den würde man nicht so leiht überwältigen können. Mit seinem Dragon hatte er schon Gegner besiegt, die weitaus schwerer und stärker waren, als sein Mech. So leicht ließ er sich nicht bluffen.
Stutzig wurde er erst, als 10 Minuten später auf dem Display die Signaturen von drei Mech angezeigt wurden, die bestimmt nicht zu seiner Scoutlanze gehörten.
„ An alle! Rechts voraus im Wald ist was. Kann einer von euch mehr feststellen?“
„Negativ, Sir“, war die dreifache Antwort.
„ Dann werden wir uns das ansehen müssen. Falls das wirklich Mechs sind, möchte ich die nicht im Rücken haben, wenn wir die Stadt erreichen. Sternformation. Whitworth ist letzter Mann. Abstände vergrößern. Jede Sichtmeldung sofort an mich!“
Seine Lanze zog sich auseinander und strebte dem Wald zu. Er überließ dem Charger den Spitzenplatz, da der Gegner vermuten würde, dort den Anführer der Angreifer zu haben.
Der Wald war nicht dicht genug, um ihnen ernsthafte Probleme zu bereiten und auf dem Dis-play blieben die drei Feindsignale dicht beieinander. Das war nicht unbedingt typisch für Mech-Strategie, weil es den ohnehin knappen Bewegungsspielraum nur noch mehr einengte.
Gleich würde der unbekannte Gegner in Sicht kommen. Leversum jedenfalls war bereit für den Tanz mit dem Tod.

„ Wir werden den Plan ändern müssen“, sagte Kenneth leise ins Mikro. „ Einer von ihnen bleibt etwas zurück. Das macht nur für den Whitworth Sinn, da der ein leichter Artilleriemech ist. Das an der Spitze wird wohl der Charger sein.“
„ Und was werden wir tun?“ wollte Lisha wissen.
„ Wir nehmen und mit der ersten Salve den rechten Mech der Sternformation vor. Wenn wir halbwegs treffen, haut den das ziemlich um. Dann springe ich und hole mir den Whitworth. Aus der Nähe ist der nicht sehr gefährlich und einstecken wird er auch nicht viel können. Es wird also vermutlich nicht lange dauern. Ihr zieht euch langsam zurück und lockt die anderen hinter euch her. Wenn ich dann mit dem Whitworth fertig bin, bin ich in ihrem Rücken, also schießt nicht auf mich, wenn ich plötzlich wieder auftauche.“
Weder Lisha noch Traine hatte Einwände. Allen war klar, dass dieser Kampf nicht so leicht werden würde, wie mit den Scouts, zumal ihnen dort noch das Überraschungsmoment gehol-fen hatte.
Obwohl der Charger als erstes in ihrem Blickfeld auftauchte, warteten sie geduldig auf das vereinbarte Ziel. Von den leichte Lasern hatten sie nicht allzu viel zu befürchten. Dan trat der Quickdraw zwischen den Bäumen hervor. Quickdraws brachten 60 Tonnen auf die Waage und waren recht gut gepanzert, aber was über diesen hier hereinbrach, war weitaus mehr, als er so ohne weiteres verkraften konnte.
Alle drei Verteidiger gaben, was sie hatten und selbst bessere Piloten, als der im Quickdraw, hätten den Mech nicht auf den Beinen halten können, als ein Ungewitter von Kurzstreckenra-keten gemischt mit Laser und PPK-Blitzen auf ihn niederprasselte. Der Quickdraw strauchelte und kippte dann langsam wie eine Bahnschranke zur Seite weg. Sein Rumpf war übersäht von Einschlagspuren von Raketen und Lasern. Eine Sekunde später erhob sich Kenneth Guillotine in die Lüfte und übersprang die vordere Linie de Piraten, um gleich bei dem zurück hängen-den Whitworth zu landen. Obwohl es ungemütlich warm in seinem Cockpit war, konnte er nicht viel Rücksicht auf die Temperatur nehmen. Es musste schnell gehen mit dem Whit-worth. Vielleicht brauchten die anderen seine Hilfe. Aus nächster Nähe gab er allen Waffen das Feuer frei. Die Überraschung war vollständig. Noch bevor der Whitworth-Pilot etwas zu seiner Verteidigung unternehmen konnte, taumelte er bereits unter den Einschlägen des feind-lichen Beschusses. Diese Salve hatte Kenneth ohne festen Zielpunkt abgegeben und so lagen die Treffer verstreut über den ganzen Torso des anvisierten Mechs. Er vernichtete also nur Panzerung und nur das rettete den Whitworth für diesen Moment. Den müden Versuch einer Gegenwehr, der Kenneth lediglich etwas Panzerung am linken Arm kostete, erstickte er mit einer neuerlichen Salve, diesmal gezielt auf den Mittelteil des Mechrumpfes. Sein Feuer bohr-te sich gleich an zwei Stellen durch den angeschlagenen Panzer und fanden dahinter die Be-reitschaftsmunition für die Langstreckenraketenlafetten des Whitworth. Die Explosion dieser Munition ließ den Mech auseinander platzen wie eine überreife Frucht, noch bevor die Reak-torexplosion das Werk vollenden konnte.

Traine sah, wie seine beiden PPK den Quickdraw trafen. Die eine an der Hüfte, die andere das linke Bein. Sofort danach begann er langsam rückwärts zu gehen. Er bekam noch mit, wie der Quickdraw umfiel, während er schon den Charger als Ziel erfasste. Diesmal klappte sein Schießen schon viel besser. Sicher nicht zuletzt deshalb, weil der Charger ein viel größeres Ziel abgab und langsamer war, als die quirlige, kleine Javelin.
Eigentlich war der Charger kein ernst zu nehmender Gegner für seinen Thug. Sicher, er war so groß und schwer, wie sein Mech, aber eine Bewaffnung aus fünf leichten Lasern waren ein Witz. Obwohl er ein wenig Panzerung verlor, ging Traine davon aus, die erste Runde für sich entschieden zu haben. Denn neben einer PPK brachte er auch wieder einige Raketen aus den Kurzstreckelafetten ins Ziel, von denen mindestens eine den Kopf des Piratenmech traf und den Piloten gehörig durchschüttelte. Er riskierte es, stehen zu bleiben, um in aller Ruhe zielen zu können. Das Fadenkreuz seiner Zielerfassung hing mitten auf der breiten Brust des Char-gers, als er eine volle Salve löste.
Der Pirat hatte wirklich keinen guten Tag erwischt. Zwar sah Traine einen der blauen Blitze über die rechte Schulter hinwegzischen, aber der Rest der Salve deckte den linken Arm kon-zentriert ein, der prompt wie ein welkes Blatt im leichten Wind davon flog. Der plötzliche Gewichtsverlust ließ den Charger ein, zwei unsichere Schritte machen. Aber der Pirat hielt seine Maschine auf den Beinen. Er erwiderte das Feuer aus seinen Lasern, was Traine aber-mals etwas Panzerung an mehreren Stellen des Rumpfes kostete. Um etwas Wärme abzubau-en, belies er es bei der nächsten Salve bei den Kurzstreckenraketen. Diesmal schoss er aber hauptsächlich Luftlöcher. Dennoch war Traine zuversichtlich. Ein grimmiges Grinsen lag auf seinem Gesicht. Er würde seinen Gegner bezwingen. Soviel stand fest. Leider war der Pirat da noch ganz anderer Meinung.

Wenn Leversum Zeit für ein solches Gefühl gehabt hätte, dann wäre ihm wohl die Angst ge-kommen. Aber Lisha deckte ihn derart mit ihren Lasern ein, dass er Mühe hatte, auf den Bei-nen zu bleiben, was seine ganze Konzentration in Anspruch nahm. Wo, zum Teufel, kam die-se verdammte Sternenbundmaschine her? Ein Flashman war so ziemlich das Letzte, womit er gerechnet hätte. Was hatte dieses Mistding auf diesem armseligen Planeten verloren? Sein Gegner wer schwerer, größer und besser bewaffnet als sein Mech. Doch Leversum hatte nicht vor aufzugeben. Er erwiderte das Feuer und richtete auch einigen Schaden an, aber der Flashmann war flink und wechselte zügig die Position. Er hatte zwar einen Arm zerschießen können, doch wenn er auf die Anzeige der eigenen Schäden blicke, konnte ihn das keines-wegs beruhigen. Was von seiner Panzerung übrig geblieben war, hatte kaum mehr Schutzwert als der Hartkeks aus seiner eisernen Ration. Und gerade in diesem Moment ließ der Flashman wieder eine Salve los, mit allen Waffen, die ihm noch zur Verfügung standen.
Der Dragon schüttelte sich unter den Treffern wie ein Boxer, der von einer ganzen Schlagse-rie getroffen worden war. Und wie ein Boxer war sein Mech nahe dran k.o. zu gehen. Die ersten Alarmsignale sagten ihm, dass die Treffer bis in die interne Struktur durchgeschlagen waren. Aber genau dann war ein Boxer auch am gefährlichsten, weil er kaum noch etwas zu verlieren hatte und alles riskieren konnte. Wütend schlug Leversum zurück. Seine Autokano-ne traf den anderen, noch kaum beschädigten Arm und zerschlug dort etwas glücklich die Aktivatoren. Damit waren alle Armwaffen des Flashmans nun unbrauchbar. Gewonnen aber war der Kampf für den Piraten deshalb noch lange nicht. Sein zerschlagener Panzer bot kei-nerlei Schutz mehr und der Flashman rückte weiter gegen ihn vor, anstatt sich zurück zu zie-hen. Wieder rasten Laserblitze auf den Dragon zu. Leversum wich zur Seite aus, konnte aber nicht mehr ganz entkommen. In Lasertreffer schmolz die Autokanone ein und beraubte ihn seiner wichtigsten Waffe. Hasserfüllt feuerte Leversum eine Salve Langstreckenraketen, für die die Entfernung eigentlich viel zu kurz war und die deshalb keinen großen Schaden anrich-ten würden, außer den Gegner durchzurütteln. Immerhin konnte man vielleicht so für etwas Ablenkung sorgen und etwas Zeit gewinnen. Der Flashman ließ sich davon aber nicht aufhal-ten. Er stapfte näher und näher und feuerte pausenlos mit seiner Torsobewaffnung, mit der er allein nicht mal annähernd in Gefahr lief, sich zu überhitzen. Für eine Flucht war es bereits zu spät. Das rechte Bein des Dragon war angeschlagen und er hinkte mehr als das er ging. Lever-sum suchte nach einem Ausweg, als der Reaktoralarm schrillte. Nun hatte er keine Wahl mehr. Er löste den Schleudersitz aus.

Lisha sah, wie die Kanzel vom Cockpit wegflog und sich der Schleudersitz rasch in die Höhe erhob. Sie wusste auch, was das zu bedeuten hatte und stoppte ihren Vormarsch, um stattdes-sen noch einige Schritte nach hinten zu machen. Die Panzerung ihres Mechs war zwar noch ziemlich gut in Schuss, dennoch wollte sie nicht unbedingt neben einem Mech stehen, wenn dessen Reaktor explodierte. Das war immer ein schaurig schöner Anblick, dessen Faszination man sich kaum entziehen konnte. Als es vorbei war, sah sie sich nach dem Fallschirm um. Sie wollte den Piraten nicht entkommen lassen, nicht mal zu Fuß. Doch nichts war zu sehen. Da-bei konnte der Mann den Boden noch nicht erreicht haben. Suchen machte sie ein paar Schrit-te umher und es war Zufall, dass sie das zerschmetterte, menschliche Bündel in einer Busch-gruppe liegen sah. Der Fallschirm hatte sich nicht geöffnet........ Vielleicht war der Schleuder-sitz während des Gefechtes beschädigt worden......vielleicht.....aber es gab noch andere Dinge zu tun. Traine und Kenneth brauchten vielleicht ihre Unterstützung.......

Der Pilot des Chargers hatte erkannt, dass er mit normalen Waffen diesen Kampf nicht für sich entscheiden konnte. Mit seinen leichten Lasern konnte er in Stunden den dicken Panzer des Thug nicht durchdringen, wenn der Pilot nicht völlig unfähig war. Und den Eindruck machte sein Widersacher eigentlich nicht. Aber es gab andere Möglichkeiten. So stürmte der Charger mit voller Kraft nach vorn.

Traine erkannte, was der Pirat vorhatte. Der Charger wollte ihn rammen. Das konnte er nicht zulassen. Sein Thug war deutlich langsamer als der Charger zumal in der Rückwärtsbewe-gung. Also kam ein Rückzug nicht in Frage. Er musste den Piraten aufhalten, ehe dieser heran war.

Kenneth hatte seine Guillotine gewendet und hielt nach einem neuen Gegner Ausschau. Un-weit schleppte sich der Quickdraw dahin. Er war nur noch einaufrecht gehendes Wrack, aber ein bewaffnetes. Wenn er in einen anderen Kampf eingriff, konnte er das Zünglein an der Waage sein. Ohne noch länger zu zögern feuerte er seinen schweren Laser ab. Die Entfer-nung war etwas groß und er einer der besten Schützen seiner Einheit. Der Laserblitz fand sein Ziel und trennte den rechten Arm auf halber Länge ab. Langsam und schwerfällig wandte sich der schwer angeschlagene Mech ihm zu. Langstreckenraketen flogen aus der Lafette im lin-ken Torso des Quickdraw. Kennet wich dem Beschuss mit Hilfe seiner Sprungdüsen aus und bewegte sich im Flug gleich weiter auf den Quickdraw zu. Mit der Landung löste er seine KSR-Lafette aus, was der Pirat mit einer gleichen Waffe beantwortete. Dann blitzten auf bei-den Seiten Laser auf.
Der Pirat hatte gut gezielt und die Guillotine verlor jede Menge an Panzerung, die teils in Sturzbächen zu Boden lief und teils in Stücken davon flog. Aber es war eben nur Panzerung. Davon hatte der Quickdraw nicht mehr viel übrig behalten, nach dem gemeinschaftlichen Be-schuss gleich zu Gefechtsbeginn. Und durch die beschädigten Beine war er auch nicht mehr so standhaft. Die erste Salve schluckte er noch und feuerte ein weiteres Mal. Nur Kenneth nächsten Schlag konnte er nicht mehr verkraften. Wahrscheinlich hatte er einen oder mehrere Treffer ins Gyroskop bekommen. Jedenfalls sackte er schwer auf die Knie und schlug dann wie in Zeitlupe vornüber. Danach rührte er sich nicht mehr. Kenneth wartete darauf, dass ein Pilot ausstieg, doch nichts geschah. Vielleicht war der Pilot bewusstlos. Kenneth würde später nachsehen. Zunächst musste er sich um seinen Bruder und um seine Freundin kümmern.

Traine nahm sich viel Zeit für den Schuss. Endlich löst er die beiden PPK aus. Die bläulich schimmernden, knisternden Entladungen schlugen zwei qualmende Breschen in de Torsopan-zer des Chargers, der dadurch aber keinesfalls langsamer wurde. Traine zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen und schickte einen Hagel von Kurzstreckenraketen hinterher. Wieder fing sich der Pirat einige Treffer. Zerborstenes Panzermaterial hüllte ihn einen Moment ein, wie eine Wolke und immer mehr Krater und Beulen fanden sich auf der gesamten Oberfläche des Mechs. Unbeirrt setzte der Charger seinen Sturmlauf fort. Eiskalter Schweiß lief Traine über die Stirn und den Rücken. Inzwischen ragte der Charger riesengroß vor ihm auf. Für eine weitere Salve aus den PPK war er bereits zu dicht. Nur für die KSR reichte es noch einmal. Da KSR-Gewitter erwiderte der Pirat nun endlich mit seinen Lasern und Traine verlor Panze-rung an den Armen und am Torso.
Die Einschläge seiner letzten Raketen ließen den Charger wanken und einen Moment sah es so aus, als würde er stürzen wollen. Doch der Pirat erwies sich als geschickter Pilot. Er hielt den großen Mech auf den Beinen. So war es dann nicht hehr aufzuhalten..... Traine hob noch den rechten Arm seines Thug. Es war nicht die abwehrende Geste, wie Menschen sie mach-ten....Als der Charger dann mit Urgewalt gegen den Thug krachte, ließ Traine den Arm nie-dersausen....
Der Anprall warf beide Titanen um. Traine flog in seinen Gurten in und her, bis ihm schwarz vor Augen wurde......
Wie lange er s benommen gewesen war, wusste er nicht, als er endlich wieder klar sehen konnte. Sein Blick wanderte automatisch über die Anzeigen. Die Schäden an seinem Thug waren schlimm, beschränkten sich aber weitgehend auf die Panzerung. Der Charger lag gleich neben seinem Mech und rührte sich nicht mehr. Wie sollte er auch? Traines verzweifelter Schlag hatte den Kopf des anderen Mech sauber von den Schultern gefegt. Er lag einige Me-ter entfernt am Boden, eingedrückt, verbeult, fast so wie ein kaputter Fußball, dem die Luft entwichen war. Es war nicht anzunehmen, dass der Pilot überlebt hatte. Vorsichtig machte sich Traine daran, seinen Thug wieder auf die Beine zu bringen, als ein leises Lachen über den Com-Link an seinem Helm an sein Ohr drang.
„ Sieht so aus, als hätte hier ein Mech-Krieger seine Feuertaufe mit Bravour bestanden. Wenn ich sicher wäre, dass dein Mech das verträgt, würde ich dir auf die Schultern klopfen. Gut gemacht, kleiner Bruder.“
Traine schnaufte. „ Wie sieht es sonst aus? Was ist mit Lisha?“
„ Alles in Ordnung! Ihr Flashman ist zwar ganz schön zugerichtet, aber der Dragon ist erle-digt. Den Whitworth und den Quickdraw habe ich kalt gestellt. Wir haben also auf der ganzen Linie gesiegt. Sag mal, brauchst du die Guillotine noch oder kannst du sie mit überlassen?“
„ Nimm sie! Und Lisha kann den Flashman haben. Bis auf den Thug, entsprechende Ersatztei-le und Wartungsgerät kannst du alles für deine Einheit bekommen....zu einem fairen Preis.“
„ Wie ist dein Preis? Ich denke, nach dem heutigen Tag bist du durchaus geeignet bei uns einzusteigen.“
„ Also, irgendwie bin ich nicht scharf drauf, wie ein gewöhnlicher Rekrut geschliffen zu wer-den....“
„ Rekrut? Du hattest heute zwei Abschüsse, darunter einen Assault im Nahkampf! Du brauchst keine Rekrutenzeit. Und die taktische Ausbildung machen Lisha und ich mit dir ne-benher. Außerdem bringst du eine eigene, überschwere Lanze Mechs samt Gerät mit. Deine Maschinen sind durchweg besser als unsere. Unser Chef wird sich hüten, dich wie einen Re-kruten zu behandeln. Schätze, du bist eher Lanzenführer als ich, Kumpel!“
„ Nicht zu vergessen, dass wir hier und heute dank deiner Hilfe dafür gesorgt haben, dass es noch einiges zu bergen gibt“, warf Lisha ein. „ Thors Arme werden stark sein wie nie vor-her!“


Widerwillig kehrten Traines Gedanken aus der Erinnerung zurück.
Er atmete tief ein und begann mit seiner Begrüßungsansprache an die Neuen.
„ Das ihr euch ja keine Schwachheiten einbildet,.........“
Er sah Swanhilds belustigtes Lächeln. Sie war nur noch ein paar Meter entfernt.
Wenn er so recht darüber nachdachte, hatte er alles, was er brauchte.